Anke Witt

"Zu oft unterschätzen wir die Kraft einer Berührung, eines Lächelns, eines freundlichen Wortes, eines zuhörendes Ohrs, eines ehrlichen Kompliments oder der kleinsten Fürsorge, die alle das Potenzial haben, ein Leben zu verändern." - Leo Buscaglia
Anke Witt
Einrichtungsleitung DRK Wohnanlage "Am Tannenberg" (Grevesmühlen)
Seit wann sind Sie in der Einrichtung tätig - und was hat Sie hierher geführt?
Beim DRK bin ich mit Unterbrechungen schon seit 2012. Damals war ich allerdings in einem anderen Kreisverband als Einrichtungsleitung tätig, bis ich mich nach vier Jahren freiberuflich als Dozentin ausprobiert habe. 2019 kam ich wieder zum DRK zurück: Damals gab es hier in der Wohnanlage eine Stellenausschreibung, die mich reizte. Schließlich habe ich beim DRK meine Wurzeln als Einrichtungsleitung. Außerdem kannte ich die Einrichtung bereits, da wir über den Landesverband in engem Kontakt standen. Ich bekam die Stelle und war knapp ein halbes Jahr zunächst kommissarische Pflegedienstleitung in Grevesmühlen, bevor ich schließlich die Einrichtungsleitung in Klütz übernahm.
Dann kam die Covid-19-Pandemie, die durchaus an einem genagt hat, weil wir durch die oft wechselnden Verordnungen ständig unsere Konzepte anpassen mussten. Das war zwar nicht der ausschlaggebende Grund für einen weiteren Wechsel, dennoch ging ich 2021 zu einem anderen Träger auf Landesverbandsebene, wo ich im Bereich Qualitätsmanagement tätig war. Über eine gemeinsame Bekannte blieb ich all die Zeit über sporadisch mit Herrn Gladysz in Kontakt und erfuhr so von einer neuen Stellenausschreibung. Das kam mir sehr gelegen, da ich in der Zwischenzeit gemerkt hatte, dass ich zurück an die Basis möchte. Ich wollte nicht nur Konzepte schreiben, sondern auch die Ergebnisse meiner Arbeit sehen. Nun bin ich seit 01. Januar 2025 zurück in der Wohnanlage.
Was motiviert Sie persönlich an Ihrer Arbeit als Einrichtungsleitung?
Ich persönlich finde es wichtig, dass eine Einrichtungsleitung einen Bezug zur eigentlichen Dienstleistung hat – und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis. Natürlich braucht es eine gewisse Zahlenaffinität, aber der Blick für die Pflege darf nicht verloren gehen. Wenn Mitarbeitende mit Problemen zu mir kommen, weiß ich als gelernte Krankenschwester, welche Gefühle und Intentionen dahinterstecken. Das gilt auch in der Kommunikation mit Bewohnern und Angehörigen. Wir haben eine schwierige gesellschaftspolitische Entwicklung, die wir alle in der Presse mitverfolgen können. Die Pflegesätze steigen, was bei vielen Betroffenen Fragen aufwirft. Oft sind auch die genauen Hintergründe nicht klar. Ich kann dann im persönlichen Gespräch aufklären und mein Bestes geben, die Pflege wieder besser dastehen zu lassen.
Mir ist es auch wichtig, Mitarbeitende motiviert zu halten. Ich habe in meinen ersten sechs Monaten in der Wohnanlage gemerkt, dass vielen in den letzten Jahren die Ansprechbarkeit und die Arbeit auf Augenhöhe gefehlt hat. Klar müssen Hierarchien in gewisser Weise da sein, aber ich bin kein Verfechter von ihnen. Mitarbeitende können jederzeit zu mir ins Büro kommen, dafür steht meine Tür bewusst immer offen. Auch wenn mein Schreibtisch voll ist, habe ich immer ein Ohr für ihre Anliegen. Ich kann zwar nicht alle Wünsche erfüllen, aber die Mitarbeitenden sollen merken, dass sie gehört werden.
Was tun Sie oder Ihr Team, damit sich Menschen bei Ihnen wohl und sicher fühlen ?
Mein Ideenkoffer ist auf jeden Fall voll. Ich kam mit vielen Vorstellungen in die Wohnanlage, die sich aber nicht alle sofort während der Einarbeitungsphase umsetzen ließen. Grundsätzlich ist es mir wichtig, ansprechbar und sichtbar zu sein. Ich finde es schön, sich einfach mal zu den Bewohnern zu setzen und ins Gespräch zu kommen. Auch für sie steht meine Tür immer offen, gleich ob sie einfach reden wollen oder sich mit Problemen und Beschwerden an mich wenden. Wenn Feierlichkeiten im Haus sind, eröffne ich die Veranstaltung und ziehe mich als Leitung erst nach dieser Begrüßung wieder zurück. Ein Mitarbeiter meldete mir neulich zurück, dass ich die erste Einrichtungsleitung sei, die das so handhabt – mir persönlich ist diese Sichtbarkeit aber einfach ein großes Anliegen.
In Zukunft möchte ich gerne Rituale einführen – wenn etwa jemand einzieht, seinen 100. Geburtstag feiert oder wenn jemand verstirbt. Pflege ist mitunter ein strukturierter Automatismus, dem ich mehr Persönlichkeit entgegensetzen will. Ich habe auf jeden Fall sehr viele Ideen, auch wenn die Umsetzung etwas dauert. Dafür wird es dann aber auch ordentlich gemacht und hat Bestand. Dabei wünsche ich mir auch, dass jeder seinen Teil beiträgt und wir alle im Haus auf einem Nenner sind.
Wie würden Sie das Miteinander im Team beschreiben?
Wir hatten auf der Leitungsebene einen Komplettwechsel. Nicht nur ich bin neu im Haus, auch die Pflegedienstleitung ist noch nicht lange hier. Da muss sich Vieles erst finden. Mitarbeitende dürfen zu mir kommen und meckern, dann wünsche ich mir aber auch konstruktive Lösungsvorschläge. Ich möchte, dass wir Probleme gemeinsam lösen. Nach meinem ersten halben Jahr in der Wohnanlage kamen bereits erste Rückmeldungen, wie schön es sei, dass man Probleme vortragen kann und in der Konsequenz wirklich etwas geändert wird.
Gerade arbeiten wir daran, das starre Denken in Wohnbereichen aufzubrechen. Das Personalbemessungsverfahren lässt diese Haltung ohnehin nicht mehr zu. Es wird darauf hinauslaufen, dass es große Teams gibt, die eben nicht mehr nur auf ihrem Bereich arbeiten. Wir brauchen deshalb ein neues Teamgefühl für das gesamte Haus. Das ist ein Prozess, mit dem sich viele erstmal anfreunden müssen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen. Im selben Sinne finde ich es gut, dass unsere sechs Einrichtungen jetzt immer stärker an einem gemeinschaftlichen Gedanken arbeiten.
Was würden Sie jemandem sagen, der einen Platz für einen Angehörigen sucht?
Grundsätzlich lade ich Angehörige immer dazu ein, einfach vorbeizukommen und sich das Haus anzusehen. Nur so bekommt man ein unverfälschtes Bild. Dieses Vorgehen möchte ich gerne als Standard einführen. Momentan sind wir noch dabei, unser Haus zu modernisieren, um das Flair der 90er-Jahre durch einen zeitgemäßen, hellen und freundlichen Stil zu ersetzen. Auch jetzt ist jeder Interessierte bereits herzlich zu einer Besichtigung eingeladen. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten wird ein Rundgang durchs Haus aber sicherlich nochmal anders wirken. Ansonsten kann man auch gerne unsere Bewohner und Bewohnerinnen ansprechen und sie fragen, wie sie sich bei uns fühlen. Ebenso ist die Qualität unserer pflegerischen Arbeit ein Argument für die Wohnanlage. Wir sind außerdem sehr schön gelegen, umgeben von Wald und Wiesen – aber das sind andere Einrichtungen auch. Deshalb ist es mein Anliegen, vor allem mit Persönlichkeit zu überzeugen.
Stand der Inhalte: Sommer 2025





